Das Treppenprojekt

Die Vorgeschichte....

Als wir im Sommer 2001 unser Haus bezogen, hatten wir im Erdgeschoss weder Bodenbelag noch Gäste-WC, geschweige denn eine "ordentliche" Treppe in die erste Etage. Dies lag eigentlich weniger an der sonst oft bei Bauherren üblichen "Erschöpfung in Geldbeutel und Muskelkraft", sondern mehr an der Tatsache, daß wir uns nur schwer zu etwas entschließen können, von dem wir nicht wirklich überzeugt sind.

Wozu braucht man einen Fußbodenbelag, wenn sich Möbel auch gut auf Estrich stellen lassen?
Wozu eine 08/15-Treppe aus dem Baumarkt, wenn es der rohe Beton mit aufgedübelten Spanplatten vorübergehend auch eine Weile tut, bis die richtigen Beläge gefunden und eingebaut sind?
Wozu auch ein Treppengeländer, wenn die roh zusammengezimmerten Dachlatten den Sicherheitszweck vorübergehend genauso erfüllen?
Wozu etwas langweilig-standardmäßiges einbauen, wenn man noch auf die kreative Eingebung hofft?

Nach vielem Suchen bei Baustofflieferanten und vielen Wochenenden des Fließenlegens hatten wir schließlich überall Bodenbelag und ein sehr individuelles Gäste-WC mit japanischen Mosaikfließen.
Nur das Treppengeländer entwickelte sich zu einem hartnäckigen Dauerprovisorium. Freunde machten den durchaus ernstgemeinten Vorschlag, es als "Gedenken an die Bauphase" und der besseren Haptik wegen in Acryl eingießen zu lassen und weiterzuverwenden.

Doch eines Tages kreuzte ein talentierter junger Kunstschmied unseren Weg und es begann...


Das Treppengeländerprojekt

Ein schmiedeeisernes von Hans Pertl aus Bergen (jetzt Schmiede in Nußdorf/Aiging) sollte es sein, das war jetzt sehr schnell klar. Aber weder traditionelles noch modernes Design wollte so recht zu unserem ziemlich eigenwilligen Haus passen.
Ein individuelles Geländer mit "Stil" sollte es sein... doch welcher nur?

Was entsteht, wenn Hans Pertl sich von alten Gemäuern, gotischen Kirchen und den Möglichkeiten handwerklicher Schmiedetechniken inspirieren lässt, ist nachfolgend zu besichtigen:

Die Bilder dokumentieren den Bauverlauf des Geländers, dessen Einzelteile in der Werkstatt gefertigt werden, die jedoch zwischendurch - wegen der sehr individuellen Detaillösungen - probeweise in unserem Haus zusammengebaut werden, damit im Endeffekt das Geländer exakt auf die Treppe passt.

Christian Utzmeier, der hauptsächlich mit der Anfertigung betraute Mitarbeiter von Hans Pertl, mit einem Teilstück der Galerie. Detailleansicht der Stützpfeiler.
Stumpf abgeschnitten oder besser "verjüngt" am unteren Ende damit es harmonischer zur ausgeschmiedeten Befestigungsplatte passt?
"Anprobe" vor Ort am 6. Februar 2004. Blick von unten auf die schon weitgehend fertige Galerie. Lehrling, Meister und Geselle beim etwas kniffeligen "Rahmenbau" vor Ort.
Der fertige "Rahmen", der wieder zerlegt und in der Bergener Werkstatt mit Stäben gefüllt wird und für den jetzt auch passgenau der Handlauf geschmiedet werden kann. Der Meister bei der letzten Schweißsarbeit am Fusse der Kellertreppe.
Nach einem Tag mit viel "Tüftelarbeit" wurde der Rahmen abends wieder in zwei große Einzelteile getrennt und - da das Teil durch seine Massivität ziemlich schwer ist - mit einigen schweißtreibenden Verrenkungen aus der Treppe durchs Wohnzimmer ins Freie bugsiert, auf einen Anhänger verladen und nach Bergen in die Werkstatt zur Weiterbearbeitung transportiert.

In der Bergener Werkstatt werden die vorgeschmiedeten Füllstäbe optisch "ansprechend" zusammensortiert.

Eine ziemlich knifflige Arbeit, da dabei auch auf die gesetzliche Vorschrift geachtet werden muss, wonach aus Sicherheitsgründen ein maximaler Stababstand von 12 cm nicht überschritten werden darf.

(Dienstag, 10. Februar 2004)

Das weitgehend fertige Keller-Teilstück mit bereits aufgeschweißtem Handlauf, dessen Ende jedoch noch nicht "harmonisch" zurechtgeschmiedet ist.

Christian Utzmeier erhitzt das Endstück mit dem Schweißbrenner, um es dann in glühendem Zustand in die endgültige Form zu biegen.
(Mittwoch, 25. Februar 2004)


Die beiden Einzelstücke des Geländers erhalten nun in der Bergener Werkstatt noch einen Überzug aus anthrazitfarbenem Lack und einem Hauch mühsam von Hand aufgetragener Patina, bevor sie bei uns im Treppenhaus eingebaut und endgültig zusammengeschweißt werden.

Am Donnerstag, 4. März war es endlich soweit.
In schweißtreibender Millimeterarbeit wurden die beiden sehr sperrigen und schweren Teilstücke in das enge Treppenhaus eingesetzt und dort miteinander verschweißt.

Hans Pertl bearbeitet die letzte Schweißstelle am Handlauf, die wegen einer kurzfristig "vor Ort" durchgeführten Umgestaltung des Handlaufabschlussess nötig wurde.

Der Antrittspfosten im Erdgeschoss.

Blick auf oberen Treppenteil und Galerie.

Nach langer Planung haben wir nun endlich ein sehr individuelles Treppengeländer, das, wie einige Besucher schon sagten, sehr gut zu unserem auch ansonsten etwas "eigenwilligem" Haus und seinen nicht weniger eigenwilligen - ja bisweilen eigensinnigen - Bewohnern passt.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Hans Pertl und vor allem bei Christian Utzmeier für ihre Geduld und das Eingehen auf immer wieder auftauchende Sonder- bzw. Änderungswünsche bedanken.

Freunden handwerklicher Qualitätsarbeit kann ich die Firma Pertl für jegliche Art von Metallarbeiten - vom geschmiedeten Kerzenleuchter mit fliegendem Drachen bis zm Edelstahlgeländer - nur bestens empfehlen:

Kunstschmiede Hans Pertl, www.hanspertl.de
Gewerbestraße 9, 83365 Nußdorf/Aiging b. Traunstein, Tel. 08669/7893446 o. 7893447.

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